Auf Kieseln im Bache da lieg` ich, wie helle!
Verbreite die Arme der kommenden Welle,
Und buhlerisch drückt sie die sehnende Brust;
Dann führt sie der Leichtsinn im Strome danieder;
Es naht sich die zweite, sie streichelt mich wieder:
So fühl` ich die Freuden der wechselnden Lust.
Und doch, und so traurig, verschleifst du vergebens
Die köstlichen Stunden des eilenden Lebens,
Weil dich das geliebteste Mädchen vergißt!
O ruf` sie zurücke, die vorigen Zeiten!
Es küßt sich so süße die Lippe der Zweiten,
Als kaum sich die Lippe der Ersten geküßt.
Arm am Beutel, krank am Herzen,
Schleppt ich meine langen Tage.
Armut ist die größte Plage,
Reichtum ist das höchste Gut!
Um zu enden meine Schmerzen,
Ging ich einen Schatz zu graben.
Meine Seele sollst du haben!
Schrieb ich hin mit eignem Blut.
Angedenken du verklungner Freude,
Das ich immer noch am Halse trage,
Hältst du länger als das Seelenband uns beide?
Verlängerst du der Liebe kurze Tage?
Flieh` ich, Lili, vor dir! Muß noch an deinem Bande
Durch fremde Lande,
Durch ferne Täler und Wälder wallen!
Ach, Lili`s Herz konnte so bald nicht
Von meinem Herzen fallen.
Wie ein Vogel, der den Faden bricht
Und zum Walde kehrt,
Er schleppt des Gefängnisses Schmach
Noch ein Stückchen des Fadens nach;
Er ist der alte freigeborne Vogel nicht,
Er hat schon jemand angehört.
Angedenken an das Gute
hält uns immer frisch bei Mute.
An dem reinsten Frühlingsmorgen
Ging die Schäferin und sang,
Jung und schön und ohne Sorgen,
Daß es durch die Felder klang,
So la la! le ralla!
Thyrsis bot ihr für ein Mäulchen
Zwei, drei Schälchen gleich am Ort;
Schalkhaft blickte sie ein Weilchen,
Doch sie sang und lachte fort,
So la la! le ralla!
Und ein andrer bot ihr Bänder,
Und der dritte bot sein Herz;
Doch sie trieb mit Herz und Bändern
So wie mit den Lämmern Scherz,
Nur la la! le ralla!
Als ich noch ein Knabe war,
Sperrte man mich ein;
Und so saß ich manches Jahr
Über mir allein,
Wie im Mutterleib.
Alles kündet dich an!
Erscheinet die herrliche Sonne,
Folgst du, so hoff ich es, bald.
Alles gaben Götter, die unendlichen,
Ihren Lieblingen ganz,
Alle Freuden, die unendlichen,
Alle Schmerzen, die unendlichen, ganz.
Alle Pappeln hoch in Lüften,
Jeder Strauch in seinen Dürften,
Alle sehn sich nach dir um:
Berge schauen dort herüber,
Leuchten schön und jauchzten lieber;
Doch der schöne Tag ist stumm.
Ach, wer bringt die schönen Tage,
Jene Tage der ersten Liebe,
Ach, wer bringt nur eine Stunde
Jener holden Zeit zurück!
Einsam nähr` ich meine Wunde,
Und mit stets erneuter Klage
Traur` ich um`s verlorne Glück.
Ach, wer bringt die schönen Tage,
Jene holde Zeit zurück!
Ach, was soll der Mensch verlangen?
Ist es besser, ruhig bleiben?
Klammernd fest sich anzuhangen?
Ist es besser, sich zu treiben?
Soll er sich ein Häuschen bauen?
Soll er unter Zelten leben?
Soll er auf die Felsen trauen?
Selbst die festen Felsen beben.
Kind, Schwester, hold ist`s zu träumen,
Wir zögen zu zwein ohne Säumen
Nach jenem herrlichen Land.
In Lieb uns verstehend,
In Liebe vergehend,
Dort wo die Welt dir verwandt.
Wo die feuchten Sonnen,
Von Schleiern umsponnen,
Erwecken so seltsame Glut,
So rätselhaft Sehnen
Wie dein Auge voll Tränen,
Drin verräterisch Leuchten ruht.
Dort, wo Frieden, Lust und Prangen,
Glanz und Wollust uns umfangen.
Viel blankes Gerät
Im Saale steht,
Die Jahre gaben ihm Schimmer.
Fremder Blumen Duft,
Weiche Ambraluft
Durchwehen wie Träume das Zimmer.
Die Wände so weich,
Die Spiegel so reich,
Des Orients leuchtend Gepränge
Fast scheint es dir,
Als vernähmest du hier
Der Seele Heimatklänge.
Dort wo Frieden, Lust und Prangen,
Glanz und Wollust uns umfangen.
Sieh auf dem Kanal
Im sonnigen Strahl
Die träumenden Schiffe gleiten.
Dein kleinstes Begehr,
Sie bringen es her
Von der Erde entlegensten Weiten.
Den Fluss und das Land
Umschlingt wie ein Band
Der Schimmer der sinkenden Sonne,
In goldlila Glut
Die Erde ruht,
Hinsterbend in glühender Wonne.
Dort wo Frieden, Lust und Prangen,
Glanz und Wollust uns umfangen.
Zum letzten Male saßen wir im Kreise,
Zum letzten Male sonst so frohe Zecher!
Mein Nachbar summte eine heitre Weise
Wehmütig hin, die Andern schwiegen; leise
Stahl manche Träne sich in manchen Becher.
Zum Friedhof ging es und die Glocken klangen
Du weintest leise, und ich weinte mit,
Du wanktest fort, ich folgte deinem Schritt,
Dein Leid erregte mir ein schmerzlich Bangen.
Nur selten, dass ein Mann, der in Gebirgen gräbt,
Viel über vierzig Jahre lebt;
So wünscht demnach die Bergfrau bey der letzten Ehre,
Die sie dem sechsten Mann erweist,
Und oft vielleicht bey einer Modezähre,
Die sie dem Auge mit Gewalt entreisst,
Sich wiederum, dass sie begattet wäre.
Wer weiss, gefällt der Wunsch nicht manchen jungen Damen,
Die öfters nur zu einem Modeschein,
In Hoffnung, bald ihn wieder los zu seyn,
Sich einen lieben Gatten nahmen.
Denn manche wünscht (und nicht aus Feindschaft von Cythere,)
Dass auch ihr Mann ein Bergmann wäre.