Um den Schönen Brunnen in Nürnberg ranken sich verschiedene Legenden. In einem Teil dieser Geschichten geht es um die Entstehung des Brunnens an sich. So soll er beispielsweise ursprünglich nicht als Brunnen sondern vielmehr als Spitze des Turmes der nahegelegenen Frauenkirche gedacht gewesen sein.
Doch viel interessanter für Romantiker ist die Sage um die beiden Ringe am schmiedeeisernen Gitter, das den Schönen Brunnen umgibt.
Das Gitter wurde im späten sechzehnten Jahrhundert von einem Handwerksmeister namens Kuhn gefertigt. Nun ergab es sich, daß die Tocher des Meisters sich in einen Lehrling verliebte, welcher um ihre Hand anhielt. Doch standesbewußt wie man zu dieser Zeit nuneinmal war, verweigerte der Schmied die Zustimmung und es kam, wie es kommen mußte. Der Lehrling suchte das Weite und die Meisterstochter grämte sich fürchterlich.
Doch bevor er sich aus dem Staub machte, bewies der Lehrling seinem Meister, daß er ein würdiger Ehemann für die Angebetete geworden wäre. Er schlich des nachts auf die Baustelle, fertigte einen nahtlosen Ring aus Messing und arbeitete ihn drehbar in das schmiedeeiserne Gitter ein. Für die damalige Zeit eine Sensation.
Überrascht vom Können seines Lehrlings soll der Meister – zu spät natürlich – eingesehen haben, daß er wohl zu streng mit den beiden Verliebten war. Fortan sollte das Drehen am Ring Glück verheißen.
Die bewegte Geschichte des schönen Brunnens sorgte schließlich dafür, daß nunmehr zwei Ringe das Gitter zieren und der originale Ring mittlerweile mehrfach ersetzt wurde. Auch der Schöne Brunnen selbst steht nur noch als Kopie auf dem Hauptmarkt in Nürnberg. Das Original befindet sich geschützt vor Witterungseinflüssen im Germanischen Nationalmuseum.
Egal wie oft der Ring nun in den letzten Jahrhunderten ersetzt und / oder kopiert wurde, für die Nürnberger hat er im Grunde nichts von seiner mystischen Kraft verloren. Nur über die Bedeutung der beiden Ringe sind sich selbst die Einheimischen nicht ganz einig.
Die Bedeutung der Ringe
Glaubt man verschiedenen Veröffentlichungen im Web, dann soll der goldene Ring am Schönen Brunnen in Nürnberg Kindersegen versprechen. Diese Interpretation geht aber wohl weniger auf lokale Mythen zurück als vielmehr darauf, daß im Volksglauben der Storch die Kinder aus einem Brunnen holt.
In Nürnberg selbst gibt es hauptsächlich zwei Geschichten, die rund um die beiden Ringe erzählt werden:
Zwei Ringe, zwei Bedeutungen
Der Mythos von den unterschiedliche Bedeutung weist den Ringen folgende Wunderkräfte zu:
- der goldene Ring
verheißt Glück in Geldsachen - der schwarze Ring
verheißt Glück in der Liebe
Selbstverständlich entfaltet das Drehen an einem Ring seine Wunderkraft nur ein einziges Mal. Man muß sich also entscheiden, ob man Glück in der Liebe haben möchte oder lieber reich sein möchte.
Kopie und Fälschung
Gerne wird auch kolportiert, der auffälligere, goldene, Ring sei eigens für Touristen angebracht worden, um die Wunderkraft des ursprünglichen, dunklen Ringes, für die Einheimischen zu bewahren.
Wie weit verbreitet der Glaube an Kopie und Fälschung ist erkennt man, wenn man die Brautpaare beobachtet, die nach der standesamtlichen Trauung im benachbarten Rathaus dem Schönen Brunnen den obligatorischen Besuch abstatten. Frischvermählte gebürtige Nürnberger wählen mehrheitlich den schwarzen Ring für die initiale Drehung. Es soll bei der Entscheidung durchaus schon zu ersten kleinen Ehekrächen gekommen sein.
Egal für welche Variante man sich entscheidet, das Drehen der Ringe am Schönen Brunnen gehört zum Pflichtprogramm jedes Nürnberg Besuches. Verliebte können den Besuch des Schönen Brunnens mit dem Aufhängen eines Liebesschlosses an der Pegnitz verbinden. Eine gute Tageszeit für den Besuch des Hauptmarktes ist die Mittagsstunde, denn pünktlich um 12:00 Uhr läßt sich am Turm der Frauenkirche das berühmte Männleinlaufen bestaunen.