Ach, mein Herz ist bange,
Bange nach meiner Geliebten.
Sehnsucht hält die Schatten-
Flügel über mir.
Als es Winter war, hatt` ich nur einen Sonnenschein, – Dich, und Du warst mir eine ferne Sonne mit seltenen Strahlen. Aber wie waren sie warm und freundlich, und wie war ich glücklich!
Nun ist es Frühling geworden über die Erde, und die Vögel rufen sich von schwanken
Knospenzweigen, und der Himmel ist blau wie Erfüllung aller Seligkeit.
Aber wo ist denn meine Sonne?
Schau da, wie schön: von chinagelber Seide das Kleid, burgunderroth der Gürtelreif, und alle Blumen des Frühlings auf dem weissen Hute, geht meine Sonne dort auf vor dem römischen Roth der Arkaden.
Sonnensieg! Die gelbe Seide surrt mit falbelndem Saum über den rothen Fliess, und jeder ihrer Schritte ist ein Kuss der beglückten Erde.
Das ist meine Sonne?
Ach, wie sie doch im Winter so weich und fraulich war und lieb.
Nun ist sie stolz geworden, und wie ein Komet zieht sie einen zitternden Schweif von
Verehrern nach und lässt die dümmsten Monde in ihre Nähe, wenn sie von Silber sind.
Sonne, dein Sieg gefällt mir nicht. Halloh! Ich geh auf die Sternensuche!
Wir sind die Zarten und Leisen,
Die Süssen, Sittsam-Frommen,
Die Tugend thun wir preisen
In glättlich-netten Weisen.
Bei jungen Mädchen sind wir stets willkommen
Mit unserm Bimmel – Bammel – Bimmel,
– Hilf Gott, wie reizend, – ewiger Himmel!
Wir gingen durch die dunkle, milde Nacht,
dein Arm in meinem, dein Auge in meinem;
der Mond goss silbernes Licht über dein
Angesicht; wie auf Goldgrund ruhte dein
schönes Haupt, und du erschienst mir wie eine
Heilige: mild, mild und gross, und seelenübervoll,
gütig und rein wie die liebe Sonne. Und
in die Augen schwoll mir ein warmer Drang,
wie Thränenahnung. Fester fasst` ich dich
und küsste – küsste dich ganz leise, – meine
Seele weinte.
Da noch Blut in meinen Adern ist und Kraftspannen in meinen Muskeln, will ich lieben, – lieben wie ein seliger Gott und ein gesundes Thier.
Die faule Furcht der Menschheit blas ich hinweg mit meinem Odem voll rasender Sehnsucht.
Meine drängende Brust hebt sich nach den bebenden, vollen Brüsten unendlicher Hingabe.
Zwingen will ich den ausweichenden Blick sehnender Weichheit.
Her zu mir Alle, ihr Liebeskräftigen, ich will euch umarmen.
Wer aber liebesfeige ist, der gehe hin und ersäufe sich in veilchenfarbener Tinte.
Seinem Tode will ich ein Tanzlied singen.
Sela.
Wir haben nicht das Glück genossen
In indischer Gelassenheit;
In Qualen ist`s emporgeschossen,
Wir wußten nichts von Seligkeit.
Mitunter weicht von meiner Brust,
Was sie bedrückt seit deinem Sterben;
Es drängt mich, wie in Jugendlust,
Noch einmal um das Glück zu werben.
Hier stand auch einer Frauen Wiege,
Die Wiege einer deutschen Frau;
Die schaut mich an mit Augen blau,
Und auf dem Felsen, drauf ich liege,
Schließt sie mich plötzlich an die Brust.
Da werd ich mir des Glücks bewußt;
Ich seh die Welt so unvergänglich,
Voll Schönheit mir zu Füßen ruhn;
Und alle Sorgen, die so bänglich
Mein Herz bedrängten, schweigen nun.
Musik! Musik! Die Lerchen singen,
Aus Wies` und Wäldern steigt Gesang,
Die Mücken in den Lüften schwingen
Den süßen Sommerharfenklang.
Und unten auf besonnter Flur
Seh ich des Kornes Wellen treiben,
In blauen Wölkchen drüber stäuben
Ein keusch Geheimnis der Natur.
Da tauchen an des Berges Seite
Zwei Köpfchen auf aus dem Gestein;
Zwei Knaben steigen durchs Gekräute;
Und sie sind unser, mein und dein.
Sie jauchzen auf, die Felsen klingen;
Mein Bursche schlank, mein Bursche klein!
Schau, wie sie purzeln, wie sie springen,
Und jeder will der erste sein.
In Kinderlust die Wangen glühen;
Die Welt, die Welt, o wie sie lacht!
Nun hängen sie an deinen Knien,
Nun an den meinen unbedacht;
Der Große hier, und hier der Kleine,
Sie halten mich so eng umfaßt,
Daß in den Thymian der Steine
Mich hinzieht die geliebte Last.
Die Schatten, die mein Auge trübten,
Die letzten, scheucht der Kindermund;
Ich seh der Heimat, der geliebten,
Zukunft in dieser Augen Grund.
Du willst es nicht in Worten sagen;
Doch legst du`s brennend Mund auf Mund,
Und deiner Pulse tiefes Schlagen
Tut liebliches Geheimnis kund.
Der einst er seine junge
Sonnige Liebe gebracht,
Die hat ihn gehen heißen,
Nicht weiter sein gedacht.
Am regentrüben Sommertagen,
Wenn Luft und Flut zusammenragen,
Und ohne Regung schläft die See,
Dann steht an unserm grauen Strande
Das Wunder aus dem Morgenlande,
Morgane, die berufne Fee.
Die Zeit ist hin; du löst dich unbewußt
Und leise mehr und mehr von meiner Brust;
Ich suche dich mit sanftem Druck zu fassen,
Doch fühl` ich wohl, ich muß dich gehen lassen.
Dem Augenarzt von seinen Kranken
Sie kommen aus dem Schoß der Nacht;
Doch wären unten sie geblieben,
Wenn nicht das Licht mit seiner Macht
Hinauf ins Leben sie getrieben.
Daß nimmer trübe Ungemach,
daß fern euch bleibe Not und Schmach,
daß nie ihr eine Träne weint,
daß stets in Liebe ihr vereint,
daß stes ihr aller Sorgen bar,
das wünsch` ich dem verlobten Paar!
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Sie saßen sich genüber bang
Und sahen sich an in Schmerzen;
Oh, lägen sie in tiefster Gruft
Und lägen Herz an Herzen! –