Das Aufstellen eines Maibaumes ist eine in Deutschland recht weit verbreitete Tradition, die z.B. im Rheinland aber auch besonders in Bayern gepflegt wird. Allgemein bekannt ist, daß es sich dabei um große Bäume handelt, die in der Nacht zum ersten Mai, der Walpurgisnacht an einem zentralen Ort der Gemeinde aufgestellt werden. Die Maibäume, in der Regel Tannen oder Fichten, sind meist reich verziert und repräsentieren den Ort und seine Zünfte bzw. Vereine.
Weniger bekannt und zwischenzeitlich beinahe vergessen, lebt in einigen Teilen Deutschlands ein Brauchtum wieder auf, das Liebesmaien.
Beim Liebesmaien wird von jungen Männern in der Walpurgisnacht am Haus der Auserwählten ein kleiner Liebesbaum angebracht. Bei den Bäumen handelt es sich meistens um junge Birken, die mit farbigen Bändern verziert sind. Je nach Region haben die Farben der Bänder unterschiedliche Bedeutungen. Genauso unterschiedlich wie die Bedeutung der Farben sind die weiteren Umstände des Brauches.
In Teilen Frankens muss(te) der Baum heimlich am Schornstein des Hauses der Geliebten angebracht werden. Ließ sich der junge Mann erwischen setzte es die eine oder andere schallende Ohrfeige.
In anderen Regionen wird der Liebes-Maibaum oben am Fallrohr der Regenrinne angebunden, was schon ein Stück weniger gefährlich ist als das heimliche Besteigen eines Hausdaches.
Regelmäßig erlebten die jungen Frauen eine unruhige Nacht, gab es doch gelegentlich gleich mehrere Maibäume. Ebenso für Unruhe sorgte natürlich das Ausbleiben der verräterischen Geräusche. Denn am nächsten Morgen wollte kein Mädchen ohne Maibaum erwachen.
Heute verzichtet man zumeist auf gefährliche Klettertouren und stellt den Maibaum als Liebesbezeugung vor der Haustüre der Auserwählten auf.
Nicht immer wird am Maibaum ein Schild angebracht, von wem er stammt. Meistens wissen die jungen Frauen schließlich, bei wem sie sich mit dem obligatorischen Mai-Kuss bedanken können. In manchen Gegenden erhält der Aufstellende eine kleine Belohnung in Form einer Brotzeit oder eines Bieres vom Vater der Angebeteten. Meist bleibt der Maibaum einen Monat stehen, abgenommen wird er immer vom Aufsteller selbst. Zu diesem Anlaß wird der junge Mann in der Regel von Seiner Erwählten zu Kaffe und Kuchen eingeladen.
Viele Städte und Gemeinden bemühen sich aktiv darum, das Liebesmaien wieder im Brauchtum der Jugend zu verankern und unterstützen die Verliebten sogar aktiv bei der Baumbeschaffung. So z.B. die Stadt Köln, die regelmäßig junge Birken verkauft um Wildschlag in der Natur zu vermeiden.
Anders als der bekannte große Maibaum wird der Liebes Maibaum übrigens nicht gestohlen und ausgelöst.
Das Liebesmaien war schon einmal zentrales Thema einer Krimi-Serie in der ARD: Mord mit Aussicht (26) – Der Schandbaum