Drei Federn wurden uns für dieses Leben
Zum wechselnden Gebrauch anheim gegeben.
Aus seinem Fittich gab zuerst ein Engel
Die eine Dir, daß Du des Lebens Mängel
Damit verzeichnest mit Gelassenheit.
Die Sonne blickt mit hellem Schein
So freundlich in die Welt hinein.
Mach´s ebenso! Sei heiter froh!
Der Baum streckt seine Äste vor;
Zur Höhe strebt er kühl empor.
Mach´s wie der Baum – Im sonnigen Raum!
Die Quelle springt und rieselt fort,
Zieht rasch und leicht von Ort zu Ort.
Mach´s wie die Quell – Und rege Dich schnell!
Der Vogel singt sein Liedchen schnell,
Freut sich an Sonne, Baum und Quell.
Mach´s ebenso! Sei rüstig froh!
Dein Schwert, wie ist`s von Blut so rot?
Edward, Edward!
Dein Schwert, wie ist`s von Blut so rot?
Und gehst so traurig da? O!
Das samländische Original wurde übertragen von Johann Gottfried Herder
Annchen von Tharau ist, die mir gefällt,
Sie ist mein Leben, mein Gut und mein Geld.
Das Leben ist ein stürmisch Meer;
Wir schweben hin, wir schweben her,
Wir streben schwer durchs Leben!
O Thor, so wirf die Bürden schwer,
Die Sorgenbürden wirf ins Meer!
Wie leichter, nacket sterben!
Ballade
Es steht auf dem Fels rings um zu schau`n
Ein altes Schloß in Thüringens Gau`n,
Als Stammsitz edler Fürsten bekannt,
Zur Wartburg ward die Zinne benannt.
(Sie spricht:)
Steht ein Baum im schönen Garten
Und ein Apfel hängt daran,
Und es ringelt sich am Aste
Eine Schlange, und ich kann
Von den süßen Schlangenaugen
Nimmer wenden meinen Blick,
Und das zischelt so verheißend,
Und das lockt wie holdes Glück!
(Eine wahre Geschichte, nach ältern Dokumenten wiedererzähltund aufs neue in schöne deutsche Reime gebracht.)
Der Käfer saß auf dem Zaun, betrübt;
Er hat sich in eine Fliege verliebt.
Der Klügere gibt nach!
Eine traurige Wahrheit,
sie begründet die Weltherrschaft
der Dummheit.
Der Gedanke an die Vergänglichkeit
aller irdischen Dinge
ist ein Quell unendlichen Leids –
und ein Quell unendlichen Trostes.
Das eilende Schiff, es kommt durch die Wogen
Wie Sturmwind geflogen.
Auf Bergeshöhen schneebedeckt,
Auf grünen Hügeln weitgestreckt
Erglänzt die Morgensonne;
Die tauerfrischten Zweige hebt
Der junge Buchenwald und bebt
Und bebt in Daseinswonne.
An die Stützen, die wir wanken fühlen,
klammern wir uns doppelt fest.
Alles kann Liebe:
zürnen und zagen,
leiden und wagen,
demütig werben,
töten, verderben,
alles kann Liebe.
– – Ich gedachte,
Wie mit der Zeit sich stets der Kreis erweitert,
In dem ich sucht und fand mein reinstes Glück:
Wie manches neue kleine Wesen kam,
Das einen Platz erstrebte zwischen uns
Und ihn erhielt und jedes obendrein
Bei seinem Eintritt auch mein ganzes Herz,
Das ganze Jedes – henkt die Mathematik!
Denn immer noch ein ganzes bleibt mir übrig,
Es zu verschenken, wenn es wieder gilt.
Nicht protzen möcht ich, aber solcher Reichtum
Ist unerhört in meinen hohen Jahren.
Ich dank ihn euch, so seid mir denn bedankt,
Ihr Großen und Ihr Kleinen, Fernen, Nahen.
Durch meiner Liebe, eurer Liebe Kraft
Begiebt an mir ein schönes Wunder sich:
»Die Kinderlose hat die meisten Kinder.«