Heute will ich fröhlich, fröhlich sein,
Keine Weis` und keine Sitte hören,
Will mich wälzen und für Freude schrein,
Und der König soll mir das nicht wehren.
Es ist Mai! es ist Mai!
Komm, mein Liebchen, Frühlingsluft
Trink` in vollen Zügen!
Lasse dich von Klang und Duft
Durch die Fluren wiegen.
Es ist Mai!
Die zierlichen Maiglöckchen läuten
Zum Frühlingsfest der Natur – –
Doch was singt man lieblichen Bräuten,
Was singt man Liebliches nur?
Der Wanderer
Schöne Nymphe des Mains mit den langen wallenden Locken
Sag`, o Liebliche, wem eilet entgegen dein Fuß?
Sage, wem schmücktest du dich mit dem Blüthen duftenden Kranze,
Und wem füllte dies Horn sich mit winkender Frucht?
Auf den Altar deiner Liebe
Laß dir sieben Kerzen stellen,
Laß sie mild des Lebens trübe
Nacht mit holdem Schein erhellen:
Eine blaue und gelbe und grüne und weiße,
Drei rote: eine sanfte und satte und heiße;
Und hab` deine Kerzen in Hut und Acht!
Auf ihr Erlöschen lauert die Nacht!
Liebe, du Perle des Daseins,
Geschenk aus dem himmlischen Reich,
Wie machst du oft namenlos glücklich,
Und namenlos elend zugleich! —
In der Neujahrsnacht,
Da man schwärmt und wacht,
Sei ein dreifach Hoch gebracht:
Erst den holden deutschen Frauen,
Die dem echten deutschen Mann
In dem Haus ein Glück erbauen,
Das kein Sturm erschüttern kann,
Die uns immer frische Kränze,
Ob auch Sturm und Woge dräu`n,
Sei`s im Herbste, sei`s im Lenze
Auf die Lebenspfade streu`n.
Es ereignete sich, so wurde mir erzählt, in einem fremden,
fernen Lande, in einer Hauptstadt: Ich war dort
unserer Botschaft als Legationssekretär beigegeben. Wie
es meine amtliche Stellung mit sich brachte, verkehrte ich
fast ausschließlich in der Gesellschaft. Die `Gesellschaft` ist
in allen Ländern sich gleich. Sie besteht, selbstverständlich
mit mancher Ausnahme, aus herzensrohen, kühldenkenden
Menschen, deren Gesprächsstoffe, deren leeres Leben zu bekannt
sind, als daß ich es weiter zu erörtern brauche. Doch
auch brauche ich anderseits nicht hinzuzufügen, daß ich in
der `Gesellschaft`, wie in jedem Stande auf Erden, Kluge
und Dumme, vornehm und niedrig Denkende gefunden habe.
Wie dem sei: immer fast habe ich bei diesen in ihrer Lebensstellung
bevorzugten, vielfach reichen oder wohlhabenden
Menschen, wie ich schon erwähnte, Herzensrohheit bemerkt,
jenes sich, wenn auch oft klug verdeckte, stark erhaben Dünken
über ihre nicht auf gleicher Rangstufe oder in gleichen
Vermögensumständen stehenden Mitbrüder und Mitschwestern.
Meister! hast du wohl erwogen
Dieses Baues Fundament?
Bald ist sicher der betrogen,
Der den festen Grund nicht kennt.
Dieser soll ja Alles tragen,
Drum kein unverständig Wagen!
Fruchtlos sind zu späte Klagen.
Fliegt, Ihr meiner Jugend Träume,
Flattert, leichtbeschwingte Reime,
In mein frohes Jugendland,
Wo ich unter dichten Bäumen,
In der Muse sel´gen Träumen
Wahrheit suchte, Bilder fand.
Erste Betrachtung.
Wohl wähle, was Du wählest!
Ein Amt macht Dich verdient,
In Häusern wohnt die Ruhe,
Vom Meer her reizt Gewinn;
Die Landlust ist voll Unschuld,
Viel` Reisen machen klug;
Die Armuth würzt die Speisen;
Den Reichthum nutze wohl!
Die Einsamkeit giebt Freiheit,
Die Ehe eignen Herd,
Die Kinder stillen Wünsche,
Und sorglos sein macht leer;
Die Jugend ist stets munter,
Das Alter klug und fromm.
Willst Du denn noch so wählen:
Todt oder nicht geboren?
Nein! es ist gut zu leben!
Drum so genieß Dein Leben
Und pflanz es sicher fort!
Einst saß am murmelnden Strome
Die Sorge nieder und sann:
Da bildet im Traum der Gedanken
Ihr Finger ein leinernes Bild.
Ein Traum, ein Traum ist unser Leben
Auf Erden hier.
Wie Schatten auf den Wogen schweben
Und schwinden wir
Und messen unsre trägen Tritte
Nach Raum und Zeit;
Und sind (und wissen`s nicht) in Mitte
Der Ewigkeit.
Ein junger Forstmann schwärmte sehr
Für Fräulein Wilhelminen,
Er sagt` ihr oft, wie schön sie wär`,
Daß keine der Cousinen
Des Amtmanns zu vergleichen sei
Mit ihr, an loser Schelmerei.
Du giebst mir also nicht Dein Herz?
So gieb das meine mir!
Denn, Liebe, hab` ich Deines nicht,
Was soll das meine Dir?