Da droben auf jenem Berge,
Da steht ein altes Schloß,
Wo hinter Toren und Türen
Sonst lauerten Ritter und Roß.
Verbrannt sind Türen und Tore
Und überall ist es so still;
Das alte, verfallne Gemäuer
Durchklettr` ich, wie ich nur will.
Hierneben lag ein Keller,
So voll von köstlichem Wein;
Nun steiget nicht mehr mit Krügen
Die Kellnerin heiter hinein.
Sie setzt den Gästen im Saale
Nicht mehr die Becher umher,
Sie füllt zum heiligen Mahle
Dem Pfaffen das Fläschchen nicht mehr.
Sie reicht dem lüsternen Knappen
Nicht mehr auf dem Gange den Trank,
Und nimmt für flüchtige Gabe
Nicht mehr den flüchtigen Dank.
Denn alle Balken und Decken,
Sie sind schon lange verbrannt,
Und Trepp` und Gang und Kapelle
In Schutt und Trümmer verwandt.
Doch als mit Zither und Flasche
Nach diesen felsigen Höh`n
Ich an dem heitersten Tage
Mein Liebchen steigen geseh`n,
Da drängte sich frohes Behagen
Hervor aus verödeter Ruh`,
Da ging`s wie in alten Tagen
Recht feierlich wieder zu;
Als wären für stattliche Gäste
Die weitesten Räume bereit,
Als käm` ein Pärchen gegangen
Aus jener tüchtigen Zeit;
Als stünd` in seiner Kapelle
Der würdige Pfaffe schon da,
Und fragte: `Wollt ihr einander?`
Wir aber lächelten: `Ja!`
Und tief bewegten Gesänge
Des Herzens innigsten Grund;
Es zeugte statt der Menge
Der Echo schallender Mund.
Und als sich gegen den Abend
Im stillen alles verlor,
Da blickte die glühende Sonne
Zum schroffen Gipfel empor.
Und Knapp` und Kellnerin glänzen
Als Herren weit und breit;
Sie nimmt sich zum Kredenzen
Und er zum Danke sich Zeit.
Bäume leuchtend, Bäume blendend,
Überall das Süße spendend,
In dem Glanze sich bewegend,
Alt und junges Herz erregend –
Solch ein Fest ist uns bescheret,
Mancher Gaben Schmuck verehret;
Bedecke deinen Himmel, Zeus,
Mit Wolkendunst!
Und übe, Knaben gleich,
Der Disteln köpft,
An Eichen dich und Bergeshöhn!
Mußt mir meine Erde
Doch lassen stehn,
Und meine Hütte,
Die du nicht gebaut,
Und meinen Herd,
Um dessen Glut
Du mich beneidest.
Aus eins mach zehn
Und zwei lass gehn
Und drei mach gleich
So bist du reich
Aus einer großen Gesellschaft heraus
Ging einst ein stiller Gelehrter zu Haus.
Man fragte: Wie seid ihr
zufrieden gewesen?
`Wärens Bücher`, sagt er,
`ich würd sie nicht lesen`.
Bewährt den Forscher der Natur
Ein frei und ruhig Schauen,
So folge Meßkunst seiner Spur
Mit Vorsicht und Vertrauen.
Bei dem Glanze der Abendröte
Ging ich still den Wald entlang.
Damon saß und blies die Flöte,
Daß es von den Felsen klang,
So la la! le ralla!
Und er zog mich, ach, an sich nieder,
Küßte mich so hold, so süß.
Und ich sagte: `Blase wieder!`
Und der gute Junge blies,
So la la! le ralla!
Meine Ruh` ist nun verloren,
Meine Freude floh davon,
Und ich höre vor meinen Ohren
Immer nur den alten Ton,
So la la! le ralla!
Aus dem Schlusschor des Faust II
Alles Vergängliche
ist nur ein Gleichnis;
das Unzulängliche,
hier wird`s Ereignis;
das Unbeschreibliche,
hier ist`s getan;
das Ewig-Weibliche
zieht uns hinan.
Augen, sagt mir, sagt, was sagt ihr?
Denn ihr fragt was gar zu Schönes?
Gar des lieblichsten Getönes;
Und in gleichem Sinne fragt ihr.
Ade! Die liebe Herrgottssonne gehet,
Grad über tritt der Mond!
Ade! Mit schwarzem Rabenflügel wehet
Die stumme Nacht ums Erdenrund.
Ach, aus dieses Tales Gründen,
Die der kalte Nebel drückt,
Könnt ich doch den Ausgang finden,
Ach wie fühlt ich mich beglückt!
Dort erblick ich schöne Hügel,
Ewig jung und ewig grün!
Hätt ich Schwingen, hätt ich Flügel,
Nach den Hügeln zög ich hin.
A.
Hört, Nachbar, muß Euch närrisch fragen,
Herr Doktor Sänftel, hör ich sagen,
Ist Euch noch frisch und ganz,
Wenn zu Paris gar herben Tanz
Herr Onkle tat am Pferdeschwanz,
Und hat doch `n Kurfürsten totg`schlagen?
1.
Von Perlen baut sich eine Brücke
Hoch über einen grauen See;
Sie baut sich auf im Augenblicke,
Und schwindelnd steigt sie in die Höh.
Der höchsten Schiffe höchste Masten
Ziehn unter ihrem Bogen hin,
Sie selber trug noch keine Lasten
Und scheint, wie du ihr nahst, zu fliehn.
(in Musik zu haben beim Herausgeber)
Mit erstorbnem Scheinen
Steht der Mond auf totenstillen Hainen,
Seufzend streicht der Nachtgeist durch die Luft –
Nebelwolken schauern,
Sterne trauern
Bleich herab, wie Lampen in der Gruft.
Gleich Gespenstern, stumm und hohl und hager,
Zieht in schwarzem Totenpompe dort
Ein Gewimmel nach dem Leichenlager
Unterm Schauerflor der Grabnacht fort.
(Erstfassung)
Freude, schöner Götterfunken,
Tochter aus Elysium,
Wir betreten feuertrunken
Himmlische, dein Heiligtum.
Deine Zauber binden wieder,
Was der Mode Schwert geteilt;
Bettler werden Fürstenbrüder,
Wo dein sanfter Flügel weilt.