1.
Weil der Künstler hier im Bilde
Mein Empfinden nachempfand,
Er begeistert für das milde
Antlitz auch den Ausdruck fand.
Und so schmückt die `Rahmenlose`
Meinen Traumraum als Altar,
Und es schlürft die rote Rose
Ewiges Licht aus goldnem Haar.
Doch mich mahnt der schwarze Schleier,
Der ihr süßes Haupt umschließt,
Daß um jede Herzensfeier
Endlich auch ein Schatten fließt!
2.
Weil mein Herz um neue Qual
Stets sich müht mit neuem Witze,
Deshalb führt zum Original
Immer mich die Farbenskizze —
Und wie alle dummen Leute
Führt das Gestern mich zum Heute.
Seh` ich sie dann lebensfroh,
Zucke ich enttäuscht zusammen —
Denn es blüht ein Weib nur so
Aus verjüngten Liebesflammen —
Und ich hab` kein Recht das Lodern
Ihres Blicks zurückzufodern!
Doch es bleibt mir unverwehrt
Ihrem Bilde zuzuraunen:
`Küssen hab` ich dich gelehrt!
Und du hast mit deinen braunen
Kinderaugen in den Banden
Meiner Arme mich verstanden.`