Zu Straßburg an dem Katzensteg
Wohnt` einst `ne schöne Frau.
Ihr Eheherr ein Schuster was,
Der gem beim Wein im Bären saß.
Miau, Miau, Miau!
Der Mann der schönen Frau.

Doch der Geselle jung und schlank
Gefiel bald mehr der Frau;
Oft schielte seitwärts sie auf ihn,
Auch Worte sielen her und hin, —
Miau, Miau, Miau!
Gar freundlich war die Frau.

Doch der Geselle kümmert sich
Nicht um des Meisters Frau.
Er freiet um des Nachbars Kind,
Schön Gretel ist ihm hold gesinnt.
Miau, Miau, Miau!
Die wünscht er sich zur Frau.

Schön Gretel sieht zur Werkstatt `nein,
Ob nicht darin die Frau;
`Herr Meister, krieg` ich bald die Schuh?`
Dem Liebsten wirft sie Blicke zu.
Miau, Miau, Miau!
Nicht ist daheim die Frau.

`Mein Vater kommt heut` Abend spät
Heim aus der Krutenau; *)
Ich harre hinterm Laden dein,
Wir plaudem leis beim Stemenschein. —`
Miau, Miau, Miau!
`Wie graut mir vor der Frau!`

Am Abend schleicht zum Liebchen er
Im kühlen Abendthau.
Er kost` mit ihr am Fensterlein,
Sie tauschten Küß` um Küsse ein. —
Miau, Miau, Miau!
Schrei`n Katzen schwarz und grau.

Sie dicht umkreisend, fürchterlich
Schreit eine Katze grau;
Dem Liebespärchen recht zum Tort
Schallt ihr Geschrei zu Kuß und Wort:
Miau, Miau, Miau!
Schreit fort die Katze grau.

Doch der Geselle sieht erbost
Die Katze an genau;
Da faßt er einen großen Stein,
Den schleudernd, trifft er sie an`s Bein.
Miau, Miau, Miau!
Fort hinkt die Katze grau.

Im Bette liegt am andern Tag
Des Meisters schöne Frau.
Noch gestem war sie frisch und roth,
Und heute liegt sie krank zum Tod.
Miau, Miau, Miau!
`Was, Meister, fehlt der Frau?`

`Sie war noch gestern Abend aus,
Kam heim am Abend grau;
Da traf mit einem großen Stein
Ein böser Bube sie an`s Bein.
Miau, Miau, Miau!
Lahm ist nun meine Frau.`

Ein schwarzer Kater schleicht zur Nacht
Um`s Bett der schönen Frau.
Das war wohl gar? — behüt` uns Gott!
Am andern Morgen war sie todt.
Miau, Miau, Miau!
`Ne Hexe war die Frau.

*) Eine Straße in Straßburg.