10. Genesung.
Das Leben, Kind, das ist ein harter
Entsagungskampf und eine Marter.
In dieser argen Welt des Scheins
Erhebt und tröstet mich nur Eins.
Ich kann entbehren und entsagen,
Dem Schicksal stehn, das Schwerste tragen,
Da du mir Acht und Leben giebst,
Da du mich liebst, da du mich liebst!
Seh` ich dich froh, so will mirs scheinen,
Als gäb` es nichts mehr zu beweinen,
Und lächelst du, so fass` ichs kaum,
Daß ich geträumt so bösen Traum.
Mein süßes Kind, du birgst im Herzen
Den Schlüssel ja für Lust und Schmerzen –
Obs wetterschwül, obs Morgenlicht,
Das kündet mir dein Angesicht.
Ich fühl‘s — mir sagen‘s deine Küsse,
Daß endlich ich genesen müsse,
Und daß ein Lichtstrahl hell und voll
Mein Dasein noch umleuchten soll.
Die Erde grünt, es treibt der Flieder,
Es singen neu erwachte wieder
Den Frieden mir ins Herz zurück —
Du warst, du bist, du bleibst mein Glück!