Schnurre, Spindel, schnurre!
Dreh` dich stink und surre!
Fleißig mußt du spinnen
Für mein bräutlich Linnen.
Was hab` ich schon hineingesponnen
In dieses Garnes raschen Zug!
Vieltausend bräutlich süßer Wonnen
Und Küsse für mein Lieb genug;
Auch leises, jungfräuliches Bangen,
Und eine heil`ge Liebesnacht,
Und einer Hochzeit lautes Prangen,
Und künft`gen Haushalts stille Pracht.
Schnurre, Spindel, schnurre!
Dreh` dich flink und surre!
Fleißig mußt du spinnen
Für mein bräutlich Linnen.
Er weiß es nicht, mein süßer Buhle,
Welch einen Schatz ins Haus ich bring`;
Was Alles schlummert auf der Spule,
In meiner Fäden goldnem Ring.
Wenn, was ich ihm hineingesponnen
Mit klugem Fleiß und unverwirrt,
Sich losringt an, das Licht der Sonnen —
Wie das sein Herz erfreuen wird!
Schnurre, Spindel, schnurre!
Dreh` dich flink und surre!
Fleißig mußt du spinnen
Für mein bräutlich Linnen.
Ja, wo was vorgeht in dem Hause,
Du treue Leinwand, bist auch du;
Du zierst den Tisch beim Hochzeitschmause,
Und auch das Brautbett deckst du zu.
Bei solchem Fest, du loses Linnen,
Hältst du die Windeln schon bereit;
Und muß zulezt der Mensch von hinnen,
So rüstest du das Sterbekleid.
Schurre, Spindel, schnurre!
Dreh` dich flink und surre!
Fleißig mußt du spinnen
Für mein bräutlich Linnen.
Und manchen Schmerz und manche Wunde
Deckst du mit weißem Fittig zu;
In heitrer und in trüber Stunde
Mit deiner Hülfe nahest du.
Halt` aus bei mir, du bräutlich Linnen,
Das ich mit eignen Händen spann!
Wahr` bis an`s End das treue Minnen,
Das einst in deine Fäden rann!
Schnurre, Spindel, schnurre!
Dreh` dich stink und surre!
Fleißig mußt du spinnen
Für mein bräutlich Linnen.